Wetten: Du weißt nicht, wen ich mit diesem Bild zeigen will!
Denn du bist andere Bilder von Muslimen gewohnt. Das muss sich ändern!
Ihr zeigt jetzt aber nicht die Popos!
Ich erinnere mich noch gut daran, wie wütend der Journalist in der Redaktion vor 5 Jahren war. Gleich sollte sein Beitrag über das muslimische Freitagsgebet auf Sendung gehen. Was ihn so rasend machte, war das Vorschaubild für seinen Bericht, das hinter der Fernseh-Moderatorin erschien: Muslime beim Beten, von hinten fotografiert. Wer ein bisschen Vorstellungskraft besitzt, weiß, was man sieht, wenn sich 100 Männer vor einem nach vorne beugen.
Damals war ich schwer beeindruckt von der Reaktion des Reporters. Bei so viel Sensibilität im täglichen Medienbetrieb
Warum mich das so wütend macht?
Bei den meisten dieser Fotos bezweifle ich, dass die Models freiwillig mitmachen. Eine unangenehme Vorstellung,
Medienwissenschaftler Kai Hafez analysiert die Entstehung von Islambildern in Presse, Radio und Fernsehen seit über 20 Jahren.
Machen wir den Test: Musliminnen ohne Kopftuch sind eine Ausnahme? Richtig? Falsch!
Nur 25% der deutschen Musliminnen tragen Kopftuch
Eine repräsentative Erhebung im Auftrag des Exzellenzclusters »Religion und Politik« der Universität Münster unter 1.201 Türkeistämmigen ergab,
Dass sich starre Rollen und religiöse Fremdheit in der Darstellung wiederfinden, bringen unter anderen Plattformen wie die
Heute keine Vorstellung im Kopfkino
Ich bin keine Muslimin. Und in unserer kleinen Redaktion arbeiten bis dato keine Journalisten muslimischen Glaubens. An der Repräsentation und Diversität in Medienhäusern muss sich etwas ändern, denn nur so vollzieht sich ein Perspektivenwechsel im Journalismus. Wer die Diskussion nicht im redaktionellen Rahmen führen kann, hat viele Möglichkeiten, sich die Perspektiven von außerhalb bei muslimischen Gemeinden, Mediendiensten oder freien Journalisten zu holen.
Nach dem Bild für diesen Artikel habe ich 4 Stunden gesucht. Ich kenne keinen (Bild-)Redakteur, der jedes Mal so viel Zeit hat, um ein passendes Foto auszuwählen. Nun habe ich mich für ein Bild entschieden, das eine alltägliche Straßenszene zeigt. Wer in diesem Bild nun Muslim ist oder nicht, ist schwer festzustellen. Zur Transparenz: Dass 2 Frauen mit Kopftuch über den Zebrastreifen gehen, fiel mir erst später auf.
Wie werden eigentlich Gläubige anderer Religionen – Christen und Juden in unseren Medien dargestellt? Bei Letzteren finde ich in Datenbänken etliche Fotos, die der Darstellung von Muslimen ähneln. Das Kopftuch wird dort zur Kippa, der religiösen Kopfbedeckung von männlichen Juden. Auch das schafft Distanz. Gut, dass die Katholiken ihren Papst haben, denn der taucht bei der Bildersuche häufig auf.
Im Allgemeinen werden Christen eher durch religiöses Personal oder im Rahmen von Gottesdiensten repräsentiert. Die Symbolbilder für christliche Gläubige außerhalb religiöser Anlässe sind rar gesiedelt. Und da zeigt sich der Unterschied. Wir müssen uns gar nicht mehr »den Christen« im Alltag vorstellen, weil es ihn als Einheitsmodell nicht gibt. Das gilt in der Realität genauso für Muslime. Daran sollten wir denken, wenn wir das nächste Mal ein Kopftuch von hinten im Fernsehen, Internet und in der Zeitung sehen.
Titelbild: Jacek Dylag - CC0 1.0